Avatar: The Way Of Water Review

Nach ganzen 13 Jahren wird nun die Fortsetzung zu „Avatar“ ab diesem Mittwoch (14.12.2022) mit „Avatar: The Way of Water“ nun Wirklichkeit. James Cameron arbeitete eineinhalb Jahre lang an drei Skripten, woraus schlussendlich vier Drehbücher und damit eine geplante Reihe an Fortsetzungen für sein Avatar Universum entstanden. Damit wird auch klar, dass die erste Fortsetzung nicht nur die Geschichte auf Pandora weitererzählt, sondern wohl ein großer Baustein für James Camerons weiteren Plan ist. Ob der renommierte Regisseur nach so vielen Jahren sowie mit seinen vergangenen Errungenschaften wie „Aliens“, „Terminator 2“ nochmal das Kunststück schafft mit einer Fortsetzungen seinen Vorgänger zu übertrumpfen, erfahrt ihr in meiner Review.

Trailer

Plot

Nachdem Jake Sully (Sam Worthington) sich entschieden hat sein Dasein als Mensch dem Rücken zu kehren und vollkommener Teil der Na’vi zu werden, sind viele Jahre auf Pandora vergangen. Als Führer der Omaticaya ist er inzwischen Vater von drei Kindern (Neteyam, Lo’ak, Tuktirey) sowie einen Adoptivkind (Kiri) und lebt ein friedliches Leben in den Wäldern Pandoras bis eines Tages miltärische Abgesandte aus seinem Heimatplaneten Erde große Teile des Lebenraums der Omaticaya zerstören. Unter den angreifenden Armeen befindet sich der Colonal Miles Quaritch (Stephen Lang), dessen Persönlichkeit sowie Erinnerungen einst vor seiner ersten Reise nach Pandora bis zu seinem Tod datentechnisch gespeichert und nun in einem genetisch passenden, reproduzierten Avatar-Körper transferiert wurden. Sein Ziel: Jake Sully zur Strecke zu bringen. Mit dieser Invasion wird Jake klar, dass er und seine Familie Gejagte sind und seine reine Existenz sein eigenen Stamm gefährdet. Er entscheidet sich seine Führerrolle abzugeben und schweren Herzens gemeinsam mit seiner Familie in Richtung der großen Riffe Pandoras umzusiedeln, wo sich die Metkayina befinden. Einem Na’vi-Stamm geführt von Tonowari (Cliff Curtis) und Ronal (Kate Winslet). Einem Stamm dessen Lebenraum nahe am Ozean Pandoras sich befindet. Dort erhofft sich Jake Ruhe und Frieden für seine Familie. Doch es ist nur eine Frage der Zeit bis Colonal Quaritch Jake und seine Familie findet.

Wenn das Kino zu mehr als einem riesigen Aquarium wird

Ohne Zweifel ist die Erwartungshaltung zu einer Fortsetzung groß, dessen Vorgänger bis heute das komerziell höchste Einspielergebnis hat, was es jemals in der Kinogeschichte gab. Vor allem wenn es sich um einen James Cameron Film handelt. Jedoch ist die Erwartung für jeden Einzelnen zu diesem Film sicherlich unterschiedlich. Der Eine fragt sich schlicht nur, ob „Avatar: The Way Of Water“ kommerziell seinen Vorgänger toppen kann. Andere Leute (und dazu zähle ich mich) fragen sich: „Was für eine Geschichte hat James Cameron auf Pandora noch für uns parat? Ist diese erzählenswert? Ist die Reise von Jake Sully auf Pandora nicht sogar schon auserzählt?“

Nun, um nicht nur um den heißen Brei herumzureden und endlich euch mal etwas über den Film zu erzählen, kann ich bereits an dieser Stelle sagen, dass „Avatar: The Way Of Water“ erneut eine Kinoerfahrung ist, die man zuletzt tatsächlich nur mit dem Vorgänger „Avatar“ bekommen hat. Die Fokuspunkte sind bei Weitem nicht mehr auf die Figuren Jake und Neytiri (Zoe Saldana), sondern auf dessen Kinder Neteyam (Jamie Flatters), Lo’ak (Britain Dalton), Tuktirey (Trinity Jo-Li Bliss) und Kiri (Sigourney Weaver) gerichtet. Sie alle stehen vorallem im Vordergrund, weil diese zum ersten mal in ihrem Leben und am stärksten von der Adapation auf einem neuen Lebenraum betroffen sind. Zwar erkennt man hier gewisse Parallelen zwischen den Lernprozess neuer Fähigkeiten der Kinder im sowie auf dem Wasser, mit den ersten Schritten Jakes als Na’Vi, jedoch wäre es sehr einfach und sehr unnuanciert zu sagen, dass Neteyam, Lo’ak, Tuktirey, Kiri und Sully die absolut gleiche Lernerfahrungen durchlaufen. Die wiederaufgeriffen Thematik als Außerirdische bzw. als Fremde betituliert zu werden ist aus Sicht von den jungen heranwachsenden Neteyam, Lo’ak, Tuktirey und Kiri emotional komplexer als es im Falle bei Sullys Charakterentwicklung damals der Fall war, der sich mehr über kämpferischen, überzeugerischen Fähigkeiten als Erwachsener durchsetzen musste. Zwar werden hier im Prinzip die bekannten Seiten der Diskriminierung als Spiegelbild aus der Realität aufgezeigt, jedoch fehlt es aufgrund der Anzahl an betroffenen Charakteren spührbar an Tiefe, um von einer emotionalen komplett in sich abgeschlossen Aufarbeitung innerhalb des Filmes zu sprechen. Viel mehr überstehen und beweisen sich die Kinder Sullys durch ihren Tatendrang, sobald sie in undiplomatischen Konflikten verwickelt sind.

Im Rahmen des GQ-Interviews teilte James Cameron mit, dass die Fortsetzung mehr sich auf die Charaktere konzentriert. Aber wie auch mit dem ersten Avatar-Film ist die Welt, in der sich alle Akteure befinden sowie die Interaktion mit der Umwelt Pandoras, die Hauptakttraktion des Filmes. Und dessen Stärke ist James Cameron sich sehr bewusst. Während der erste Teil atemberaubende Bilder in den Wälder und in den schwebenden Bergen Pandoras insezenierte, präsentiert uns Cameron (wie aus dem dem Filmtitel abzuleiten) den bisher noch unentdeckten ozeanischen Abschnitt Pandoras. So erstaunlich die Lüfte Pandoras vor 13 Jahren waren, genauso beindruckend sowie augenöffnend sind die glasklaren Unterwasseraufnahmen mit all seiner Flora und Fauna. Die Veranschaulichung des Leben unter Wasser profitieren technisch vorallem von der dynamischen Bildrate (dynamic HFR), bei der die Bewegungsabläufe mit mehr Bildern pro Sekunde angereichert werden und damit sehr flüssig und vor allem realitätsnahe wirken. Das Zusammenspiel zwischen den mit Motioncapture gefilmten Schauspiel mit der Unterwasserwelt ist im absoluten Einklang, sodass man wirklich das Gefühl hat selbst beim Tieftauchen dabei zu sein. Größenverhätlnisse zwischen den Lebewesen wirken auf der größtmöglichen Leinwand auch entsprechend immersiv, hochdetailiert und einfach wunderschön. Teils erinnern die Unterwasseraufnahmen an Dokumentarfilme, wo die Bilder einfach für sich sprechen. Es ist einfach das Worldbuilding, was man als Zuschauer in der Art und Weise lange nicht mehr in Kino gesehen hat und einem selbst klar macht wie großartiges Weltenaufbau aussehen sollte. So fiktiv die Welt ist, so erkenntlich wird zugleich anhand des Metkayina-Stamm, dass Cameron sich von kulturellen Einflüssen der Māori inspirieren lässt, um nicht nur seine Welt, sonder auch einen oezanischen Stamm in seinem Auftreten und Lebensweisen authentisch wirken zu lassen. Gepaart mit seiner naturaktivistischen Message innerhalb seines Filmes, stellt Cameron einiges an Bühne bereit, um auf Misstände aus der Realität aufmerksam zu machen, auch wenn diese zum Ende hin durch einen etwas zu langen Showdown mehr auf andere Befindlichkeiten eines Blockbusterfilmes einzahlen.

Erzählerisch weiß Cameron aber größtenteils mit der Laufzeit gut umzugehen und gibt dem Zuschauer in regelmäßigen Abständen viele Schauwerte bei dem man das Geschehen gerne verfolgt, aber nicht zwangsläufig mit der gleichen Intensivität an Spannung auf die Leinwand starrt. Denn dafür ist die Fallhöhe und damit die Angst um seine Charaktere in Gefahrensituationen nur bedingt hoch. Es gibt wenig Expositionen und ein kompaktes Set-Up, um den Zuschauer nach 13 Jahren schnell zurück in seine Welt abzuholen. Die Ausgangslage sowie der neue übergeordnete Konflikt sind recht einfach gehalten und lassen darauf deuten, dass diese in späteren Fortsetzungen eine größere Rolle spielen werden. Das ist aber zugleich der Aspekt des Filmes, an dem der eine oder andere sich durchaus stören könnte, da diese sehr bekannte Tropes bedienen. Sofern man den Film anhand dieses Aspekts auf seine gesamte Handlung herunter bricht, würden einige die langerwartete Fortsetzung als „zu simpel“ abstempeln. Doch solch eine Bewertung für diese Art von Blockbuster würde ich nicht zustimmen. Denn all die bildgewaltigen Aufnahmen existieren nicht ausschließlich, um von der vermeintlich „zu simplen“ Handlung abzulenken. Der Film in seiner Gesamtheit und damit ist gemeint alle entdeckungsfreudigen Szenen im Wasser mit all der Flora und Faun in Gegenüberstellung zur grausamen Zerstörung der Natur und die einhergehenden Toten die während der Schlachten unser Protagonisten begleiten, ist ein Abbild darüber wie sehr Menschen sich mehr darumbemühen müssen die Schönheit von Mutternatur wie sie ist zu bewahren und eine erneute Demonstration zu was die Gier der Menschen schlussendlich führt, wenn sie sich nicht darüber einig ist, dass der Schaden an Mutternatur ab einen bestimmten Zeitpunkt unumkehrbar ist.

Fazit

„Avatar: The Way Of Water“ versteht sich wie sein Vorgänger nicht nur als ein Spielfilm, sondern ist ein Erlebnis für Zuschauer, der sie zu einen neuen Abschnitt Pandoras begleitet und innerhalb dieser fiktiven Welt eine Unterwasserwelt aufzeigt, die man so im Kino bisher noch nie gesehen hat. Inszenatorisch verbindet James Cameron packende, actionreiche, klare Bewegbilder mit dokumentarfilmischen Aufnahmen, die im Einklang zueinander stehen. Die etwas schlichte Handlung sowie wenigen erzählerlischen Schwächen sind zwar nicht von der Hand abzuweisen, haben aber wenig Gewicht, wenn man sich nicht übermäßig daran aufhängt. Die Welt mit all seinen Details steht erneut im Mittelpunkt und zeigt bei aller Verpönung, die es die letzten Jahre zum Thema CG gab, dass ausschließlich computergenrierte Welten erneut mehr als überzeugen, atemberaubend und ein einzigartiges Kinoerlebnis erschaffen können, wenn hinter einem Film ein Filmemacher mit einer durchdachten, sehr detaillierten Vision am Steuer ist sowie das Vertrauen des Studios hat. Die Fortsetzung ist daher ein stückweit wie eine Expansion innerhalb Pandoras anzusehen. James Cameron hat auch mit dieser Fortsetzung wieder bewiesen, dass er nach all den Jahren es immer noch versteht, worauf es bei einem guten Blockbuster ankommt, um Zuschauer für ein schönes Kinoerlebnis zu überzeugen. Auf allen Ebenen betrachtet, übertrumpft die Fortsetzung nicht seinen Vorgänger, löst aber die gleichen Gefühle an Erstaunen und Bewunderung aus, wie es einst sein Vergänger 13 Jahre zuvor schaffte und das allein ist mehr als ein Argument, diesen Film auf der größmöglichen Leinwand (wenn möglich mit dynamischen HRF) anzusehen.