Innerhalb eines Jahres indem der Content-Output von Marvel Studios mit ihren ersten Disney Plus Original Serien und den ersten Filmen der Phase 4 noch nie so hoch gewesen ist, wie es jemals zuvor der Fall war, steht uns nun mit „Eternals“ das vorletzte Filmprojekt des Jahres bevor. Das Interesse nach den ersten Trailern ist unterschiedlich hoch ausgefallen. Bei einigen ist das Interesse wie gewohnt hoch angesetzt, wenn nicht hat es sogar bei einigen einen kleinen Hype ausgelöst. Bei anderen erscheint die neue Superheldengruppe eher langweilig. Ob und welchen Eindruck nach dem Kinobesuch der Film beim Zuschauer hinterlässt, erfahrt ihr wie immer im meiner Review.
Trailer
Plot
Die Eternals sind eine von den Celestials erschaffene Lebsform, die vor 7000 Jahren zur Erde entsandt wurden, mit der Mission die Menschenheit vor den Deviants zu beschützen. Außerdem sollen die Eternals die Menschheit bei ihrer Entwicklung beobachten ohne dabei zu intervenieren, wenn es zu Konflikten unter den Menschen kommt. Nach mehreren tausend Jahren schien es auch so, dass alle Deviants von der Erde beseitigt wurden, bis die drei Erternals Sersi (Gemma Chan), Sprite (Lia McHugh) und Ikaris (Richard Madden) fünf Jahre nach den Ereignissen von „Avengers Endgame“ erneut auf Deviants beim Angriff auf Zvilisten treffen. Jedoch scheinen diese Art von Deviants stärker als denn je zu sein. Nach dem Vorfall entscheidet sich Ikaris gemeinsam mit Sersi und Sprite nach den restlichen Eternals zu suchen, die sich inzwischen auf verschiedensten Teilen der Erde verteilt haben.
Gigantische Welt und Götter die auch nur Menschen sind
Mit Eternals führt die oscarpremierten Regisseurin Chloé Zhao nicht nur eine Gruppe von götterähnlichen Lebewesen als neue Individuen ein, sondern erzählt eine Geschichte dessen Handlungspielraum sich über mehrere tausend Jahre erstreckt und das Marvel Cinematic Universe (MCU) erzählerisch stark um einen neuen Apekt erweitert: Nämlich den kosmischen Bereich des MCUs und damit auch Einblicke über die Entstehung eines Universums bei der die sogenannten Celestials involviert sind. Entsprechend ambioniert und kolossal erscheint auch die Handlung von Eternals. Dabei beleuchtet Chloé Zhao die menschliche Seite fast aller Charaktere der Eternals-Familie sowie die Beziehungen untereinander mit all ihren individuellen Konflikten, welches das Kernstück ihrer großen Vision ist. Chloé Zhao widmet dabei ihren zehn neuen Protagonisten viel Screentime. Wir lernen die Eternals im Laufe des Filmes Charakter für Charakter kennen.
Dabei springt Chloé Zhao erzählerisch in verschiedenste Zeitepochen der Menschheitsgeschichte in der die Eternals aktiv gegen die Deviants kämpften. Damit ist der Film auch nach etwa eineinhalb Stunden noch beschäftigt. Auch wenn die Zeitsprünge gekonnt für einen guten Erzählfluss sorgen und stets interessante Hintergründe zu den Eternals aufzeigen, ist gerade die zeitliche Etappe für die Charaktereinführung mit all den Expositionen die größte Herausforderung, die der Film hat, wenn es darum geht das Interesse der Zuschauer für sich zu gewinnen. Obwohl Chloé Zhao die menschliche Fassette der einzelnen gottgleichen Eternals mit all ihren Sorgen, inneren Konflicken und Herausforderungen stets empthatisch herausarbeitet, läuft der Film Gefahr einen gewissen Teil seiner Zuschauerschaft auf der Unterhaltungsebene zu verlieren. Obwohl jeder Protagonist seine Momente erhält, schafft die Regisseurin einfach aufgrund der Menge der neuen Charaktere nicht jeden letzten Eternal in seine Gänze zur Geltung bringen. Dies fällt aber ledgilch nur bei Makkari (Lauren Ridloff) und Sprite auf. Das kann dazu führen, dass ein Teil der Zuschauerschaft möglicherweise Chloé Zhaos stark charaktergetriebene Handlung eventuell als langweilig oder auch langatmig empfinden. Kommt man aber als Zuschauer mit der Erzählweise und dem Erzähltempo Chloé Zhaos zurecht und fühlt man sich für viele der Eternals investiert, wird das Potenzial des Filmes sich beim eizelnene Zuschauer weitaus besser entfalten und entsprechend weitaus mehr spaß machen und sich besonders erfrischend anfühlen. Und daran hat die Besetzung des Castes einen großen Anteil.
Aus schauerspielerischer Sicht gibt nichts zu bemängeln, denn der Cast besteht überwiegend aus hochtalentierten und in Hollywood etablierten Schauspielern von bereits bekannten TV- oder Filmproduktionen:
- Gemma Chan als Sersi
- Richard Madden als Ikaris
- Angelina Jolie als Thena
- Salma Hayek als Ajak
- Kumail Nanjiani als Kingo
- Ma Dong-seok als Gilgamesh
- Lauren Ridloff als Makkari
- Barry Keoghan als Druig
- Brian Tyree Henry als Phastos
- Lia McHugh als Sprite
- Kit Harrington als Dane Witman
Im Laufe des Filmes stehen besonders Gemma Chan, Richard Madden und Angelina Jolie heraus, denen jeweils aber auch mehr Screentime zugeschreiben wurden. Das Empfinden sich für die einzelnen Protagonisten investiert zu fühlen ist aber dieser Stelle meines Erachtens recht subjektiv und kann auch im Rahmen dieser Kritik schwer objektiv bewertet werden. Für meinen Teil kann ich nur sagen: Bei einer Laufzeit von 157 Minuten habe ich jede Minute genossen, da Eternals weitaus mehr als nur ein weiterer Eintrag für sein filmisches Universum ist und Chloé Zhaos Film am meisten von der Marvel-typischen Erzählstruktur sowie auch von den Unterhaltungmerkmalen herausbricht.
Die Vision von Chloé Zhao
Die Handschrift Chloé Zhaos ist durch den gesamten Film hinweg klar erkennbar. Sei es beim filmischen Look, die Inszenierung selbst, der Fokus der Handlung, das Pacing oder die Erzählstruktur. Eternals sticht im Rahmen des bisherigen MCU-Darseins in fast jeglicher Hinsicht heraus. Für Eternals setzt sie viel auf reale Drehorte der Welt, was einige Herausforderungen in der Postproduction mit sich bringt, wenn es um CG-Umsetzungen geht, jedoch durch die genannten Sets einen filmischen Look verleihnt, welches im Rahmen des MCU ihres Gleichen sucht. Mit den großen Totalen wie es auch bei ihren vorherigen Filmen der Fall war, ist die Bildsprache auf der Leinwand bildgewaltig und besonders im Hinblick auf den kosmischen Teil des MCU durchaus episch. Obwohl die Ideen wie das erzählerisch tiefgreifende MCU-Kosmus und die Bodenständigkeit ihrer Figuren zunächst auf dem Papier etwas gegenläufig erscheinen, schafft Chloé Zhao es die genannten Ideen erzählerisch organisch miteinander zu verbinden ohne, dass Plotpunkte dabei gewollt konstruiert wirken.
Mit „Songs My Brothers Taught Me“, „The Rider“ oder „Nomadland“ hat die Oscargewinnerin im Wesentlichen nur Erfahrung mit kleinen Filmprojekten. Das Gefühl, dass Chloé Zhao ihrem Ambitionen nicht gerecht wird, kommt aber hier überhaupt nicht auf. Vielmehr erkennt man wie gekonnten, stilsicher, detailreich ihre Vision für ihr Film ist und der Eindruck ensteht, stets einen klaren Überblick darüber zu haben, wo und wann ihre Charaktere sich befinden müssen, um die Gesamthandlung voranzutreiben. Außerdem scheint es so, dass Chloé Zhao ein sehr guten Verständnis darüber hat auch Filme mit wesentlich mehr Budget und einem größeren Werkzeugkasten sehr gut umgehen kann, um ihre gigantische Vision zugleich sehr menschliche Geschichte für das große Kino zu erzählen und inszenieren. Das ist wenig verwunderlich im Anberacht auf die Endcredits, denn Chloé Zhao hat den Großenteil des Drehbuchs mitgeschreiben. Entsprechend fühlt sich dieser Film mehr nach einem Chloé Zhao Film an, bei der ihr anscheinend noch mehr kreative Freiheit gegeben wurde als es schon bereits bei Taika Waititi, James Gunn oder den Russo Brother der Fall waren.
Fazit
Mit der Vision und dem Konzept vom Chloé Zhao bricht Eternals im Vergleich zu vielen anderen Marvel Studios Filmen am meisten aus der Marvel typischen Formel heraus.
Der Film hat nach wie vor die Marvel-DNA, entfernt sich aber erzählerisch, inszenatorisch und visuell sehr von den seinen MCU-Geschwistern und hebt sich dadurch hervor in welche Richtung MCU-Filme gehen können. Im Rahmen seines filmischen Universums ist Eternal ist defintiv einzigartig und kann für viele langjährige Zuschauer des MCU sehr erfrischend wirken. Zugleich muss man aber erneut erwähnen, dass gerade die Charaktereinführung mit den Expositionen, eine Richtung einschlägt, wo der Film Gefahr laufen kann einen gewissen Teil der Zuschauerschaft, die den Marvel-typischen Unterhaltungsmerkmalen erwarten, hier das Gewohnte fehlt. Dieser Film verzichtet eben auf den Marvel typischen Erzählrythmus bei der gefühlt nach bestimmten Szenen ein Gag oder Oneliner ausgesprochen wird und damit vielleicht auch die Stimmung je nach eigenen Wahrnehmen entweder bricht oder auflockert. Eternals wird unabgängig davon, ob man Fan oder Nicht-Fan aufgrund seiner Narrative und Kernhandlung überraschen. Mit der Entscheidung den größten Teil des Filmes vor echter Kulisse zu drehen, hebt sich visuell der Film von allen anderen MCU-Filmem ab und bietet großartige Bilder, welche auf der größtmöglichen Kinoleinwand am bestens zur Geltung kommt. Eternals wird nicht jeden Zuschauer gefallen, denn Marvels Eternals ist mehr ein Science Fiction Film vom Chloe Zhao als ein typischer MCU-Film, bei der die Vision des Regisseurs mit dem MCU verheiratet werden, auf einige Unterhaltungs-Trademarks verzichtet, die sich über die letzten Jahre etablierten.
Persönliches Fazit
Als Enthusiast und auch Fan des MCU erwarte ich von jeden kommenden Film von Marvel Studios den mutigen Schritt danach immer mehr die Stimme des Regisseurs in Erscheinung treten zu lassen und noch mehr aus dem Marvel Erzählrahmen auszubrechen. Das ist seit „Thor: Ragnarok“ lange nicht mehr der Fall gewesen. Bei einer Laufzeit von 157 Minuten habe ich jede Minute tatsächlich genossen. Für jeden Fan des MCU wird es ohnehin unabdingbar sein sich anzusehen, aber auch jeder Interessierte wird für seinen Ticketpreis eine andere Farbe des MCU sehen, was inhaltlich sehr kompakt, visuell sich schön anzusehen und schlussendlich überraschen wird.