Ghostbusters: Legacy Review

Nach dem missglückten Reboot von Sony ein Drehbuch durchzuwinken, worin fast nur Gender Swap betrieben wurde, startet nun das Studio seinen nächsten Versuch eine neue Fortsetzung in die Kinos zu bringen. Mehr als die eine Augenbraue wird sich bei den einen oder anderen heben, denn beim Regisseur handelt es sich um keinen anderen als Jason Reitman dem Sohn des Regisseurs Ivan Reitman, welcher die ersten beiden Ghostbusters-Filme der 80er inszenierte. Ob Jason Reitman in die Fußstampfen seines Vaters treten und uns von seiner Vision überzeugen kann, erfahrt ihr in meiner Review.

Trailer

Plot

Callie (Carrie Coon) ist alleinerziehende Mutter und im Verzug ihre Miete pünktlich zu zahlen. Der Geduldsfaden des Vermieters reißt und Callie sieht sich gezwungen mit ihren Kindern Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard) für eine längere Zeit nach Summerville in das Farmhaus ihres verstorbenen Vaters Dr. Egon Spengler einzuziehen. Während ihres Aufenthalts gibt es des Öfteren Erdbeben in der Kleinstadt. Doch eine wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen lässt sich hier nicht finden. Phoebe und Trevor entdecken während ihres Aufenthalts im Umkreis des Farmhauses geheimnisvolle Dinge: Ein unterirdisches Versteck, das einem Labor ähnelt, in der Informationen über Kreaturen aus anderen Welten zu finden sind sowie eine Scheune, wo der ECTO-1 der Ghosterbusters sich befindet. Haben das Erdbeben, die merkwürdigen Ereignisse in der Kleinstadt und das Mysterium um Phoebes und Trevors Großvater miteinander etwas zu tun?

Keine kalkulierte Nostalgie sondern eine tiefberührende Nostalgie

Schon wieder ein weiterer Versuch das Ghostbuster Franchise für die breite Masse neuzubeleben? Und das obwohl das letzte Experiment „Ghostbusters“ von 2016 gerade mal fünf Jahre her ist? Wirklich? Brauchen wir das? Nun, gebraucht hab wir es nicht aber der Versuch hat sich gelohnt.

Als die Meldung von Kinomangazinen bzw. Webseiten wie Hollyreporter oder Deadline berichteten, dass für die neuste Fortsetzung dieses mal Jason Reitman auf dem Regiestuhl sitzt, wurde ich erst tatäschlich hellhörig. Wird die Aussage „Wie der Vater so der Sohn“ dieses mal zutreffen? Mit den ersten Trailern im Netz, scheint die uns bevorstehende neue Geschichte zunächst sich mehr dem Genre „Mystery“ einzuordnen, in der die Ghostbusters mit all ihren Heldentaten für viele Menschen in Amerika in Vergessenheit geraten sind.

Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Egon Spengler als einziges ehemaliges Mitglied der Ghostbusters sich nach Summerville zurückgezogen hat und sich allein vor einer Invasion dunkler Mächte stellte ohne über den weiteren Ausgang mehr zu erfahren. Mit dem Mysterium um Egon Spengler, verbunden mit allen Seltsamkeiten der Kleinstadt Summerville, die im Laufe des Filmes passieren, schafft sich Jason Reitman eine eigene Identität innerhalb der Ghostbusters-Reihe und das sehr bewusst.

Jason Reitman erzählt dabei eine Geschichte über die Spengler-Familie bei der es um (zunächst) Außenseiter geht, die von Phoebe und Trevor verkörpert werden. Die beiden wissen sehr wenig über ihre eigene Familie, weil die Mutter Callie selbst wenig bis gar nichts über ihren Vater Egon Spengler weiß und für seine überwiegende Abwesenheit in ihrem Leben hasst. Phoebe ähnelt dabei mit ihrer wissenschaftlichen Ader ihren Großvater Egon Spengler und hat Schwierigkeiten Freunde zu finden. Auch wenn sie viele Charakterzügen von Egon Spengler trägt, steht ihr Charakter aufgrund ihres Alters für sich selbst und ist defenitiv keine Kopie ihres Großvaters. Trevor hingegen ist ein normaler Teenager und darauf fokussiert mit einem Ferienjob seine Mutter bei ihrer finanziellen Lage unter die Arme zugreifen. Die Handlung teilt sich entsprechend in mehrere Erzählstränge auf, wobei Phoebe die meiste Screentime einnimmt und damit die zentrale Figur des Filmes ist.

Bei dem Charakteren und dem Ort an dem die Handlung spielt, stellt man sich zumindest als Kenner der ersten beiden Filme die Frage, was das alles tatsächlich noch mit Ghostbusters zu tun haben soll. Jeder der die ersten beiden Filme der 80er gesehen hat, würde der Meinung sein, dass die Großstadt New York eigentlich ein sehr wichtiger Akspekt für eine Ghostbusters-Forsetzung sein müsste. Schließlich ist New York der Innenbegriff für die Atmosphäre eines Ghostbusters-Filmes und damit offensichtlich ein tiefverankerter Teil für die Identität eines solchen Filmes. Zumindest möchte man das doch meinen. Oder die Urkonstellation um Peter Venkman (Bill Murray), Raymond Stantz (Dan Aykroyd), Egon Spengler und Winston Zeddemore (Ernie Hudson) sollten mindestens Bestandteil dieses Filmes sein. Nun, abgesehen von der Stadt und einigen Merkmalen des Franchises, setzt diese Fortsetzung ein wenig darauf, aber das in einer Art und Weise, die sich nie kalkuliert, erzwungen oder deplatziert anfühlt. „Ghostbusters: Legacy“ versucht gar nicht irgendeine Erfolgsformel aus dem ersten beiden Teilen des Franchises nachzubilden und diese einfach abzuspielen. Vielmehr konzentriert sich der Film dem Titel entsprechend darauf das Erbe seiner Vorgänger organisch weiterzuerzählen und respektvoll mit seinem Erbe umzugehen ohne dabei zu vergessen etwas Neues zu erzählen. Für die eigenstehende Identität des Filmes tragen vor allem die Schauspieler einen wichtigen Teil dazu bei.

Mckenna Grace überzeugt schauspielerisch als wissenschaftlich hochbegabte, sehr neugierige und sozial etwas imkompetente Schülerin vollkommen. Zu keinem Zeitpunkt wirken Reaktionen sowie Interaktionen mit anderen Charakterern ihrer Umwelt unnatürlich oder nicht ihren Charakter entsprechend. Sympatien für McKenna Graces Figur sind unabdingbar, denn nach dem Abenteuer wird Mckenna Grace als Phoebe für viele Kinobeuscher am meisten in Erinnerung bleiben. Gewohnt amüsant und erwartungsgemäß ist Paul Rudds kömdiantisches Talent, was stets für eine gewisse Lockerheit sorgt. Die Rolle des Comic Reliefs ist aber in diesem Film nicht ausschließlich ihm zugeschreiben worden. Diese teilt er sich mit Logan Kim als Podcast (ja, der Junge heißt wirklich Podcast) als eine Art Sidekick von Phoebe. Phoebe und Podcast als Duo sorgen oftmal für unterhaltsame Momente, auch wenn man bei der einen oder andere Ausgangslage sich fragt, wieso Kinder sich überhaupt in solchen gefährlichen Situationen aussetzen. Aber ohnehin sollte man hier mit einen logischen Anspruch herangehen, schließlich ist es ein Abenteuer, worin Geister aus anderen Welten ihr Unwesen herumtreiben.

Handlungstechnisch lässt sich zwar mit einem gewissen Grad an Vorwissen, in etwa erahnen in welche Richtungen die Handlung sich entwickelt. Doch fällt dies an sich gar nicht negativ ins Gewicht. Die Narrative ähnelt einer Reise eines Kinderabenteuers bei der Stück für Stück alte ikonische Antiquitäten entdeckt werden, die bei jeden Erscheinen bei Eingeweihten der Ghostbusterreihe viel Nostalgie auslöst. Sehr bewusst, bedacht und vor allem respektvoll ausgewählt, platziert Jason Reitman in seiner Narrative diese nostalgischen Momente, sodass Zuschauer mit Vorwissen stets ein Lächeln ins Gesicht zaubert wird. Nicht unbedingt verwunderlich, denn es ist nicht nur das Drehbuch an dem Jason Reitman als Co-Author mitwirkte, sondern am Drehset war auch Ivon Reitman bei den kreativen Entscheidungen mit involvieren. Wie es Jason Reitman nach polygon.com formuliert: “Imagine for a second that your parents came to work on all the decisions you made and weigh in on the decisions you made. And if you disagree, you’re going to get into an argument. You cannot say on set, dad.” Zuschauer ohne großes Vorwissen müssen aber hier nicht darum besorgt sein, dass die neue Geschichte für sie überhaupt nicht funktioniert, da dieser Film im Kern wie erwähnt sich um Außerseiter dreht, die eine unbekannte Reise antreten, was sich zu einem Abenteuer entwickelt, dessen Ausgang in einem emotionalen ehrenhaften Höhepunkt müdet. Auch wenn man die eine oder andere Referenz vielleicht nicht unmittelbar versteht, wird nach wie vor eine charmante Geschichte insezeniert bei der die Zuschauer eine gute Bindung zu den Charakteren hergestellen werden. Vielleicht führt es sogar dazu, dass man im Nachgang sich die Vorgänger aus den 80ern nachträglich anschaut, um das eigene Verständnis über das Ghostbusters-Universum zu erweitern.

Fazit

Ghostbuster Legacy ist eine Fortsetzung mit viel Herz, der mit seinem Vorgängern sehr respektvoll umgeht. Und das spührt man durch und durch. Die Nostalgie die der Film teils versprüht ist nie erzwingen und unbedacht platziert, sodass gerade diese Momente den oder anderen sehr emotional berühren wird. Ein Film für Zuschauer nur mit Vorkenntnisse? Nein, das ist er nicht. Jason Reitman schafft es den Spagat hier neue Zuschauer für sich zu gewinnen und eventuell sogar Zuschauer dafür zu begeistern, die alten Filme aus dem 80er nachzuholen, um nach Referenzen zusuchen, die für Aha-Momente sorgen. „Ghostbusters: Legacy“ ist mehr als eine Empfehlung. Kinobesucher werden die Liebe und Herzensangelegenheit Jason Reitmans spühren. Jedes Wort zu diesem Film ist eigentlich schon zu viel. Denn je weniger man weiß, desto besser wirkt der Film auf einem selbst.