Review: Berlin Alexanderplatz

Mit Berlin Alexanderplatz kommt nun eine neue Adaption des Romans von Alfred Döblin in die Kinos, der seine Premiere auf der diesjährigen 70. Berlinale feierte.
Diese Verfilmung ist eine Neuinterpretation des Romans, dessen Geschichte über Francis zeitlich im jetzigen Berlin angesiedelt ist.

Trailer

Story

Francis (Welket Bungué) ist auf der Flucht von seiner Heimat Guinea-Bissau nach Europa. Bei seinem Vorhaben mit einem Boot das Mittelmeers zu überqueren verliert er dabei seine Begleitung. Für Ihn ist Europa eine Chance für ein neues Leben und mit größter Anstrengung landet er an die Küste.
Er betet zu Gott und schwört von nun an ein guter Mensch zu sein.
Allerdings wird ihm ohne jegliche Papiere und Arbeitserlaubnis schon eine große Hürde für seinen neuen Lebensabschnitt gestellt, um überhaupt ein anständiges neues Leben zu beginnen.

Eine klare Vision mit klarer Struktur

Bereits zu Beginn des Films wird dem Zuschauer mitgeteilt, dass wir eine Geschichte über Francis bekommen, die sich über 5 zusammenhängenden Kapiteln erstreckt.
Mit 183 Minuten nimmt sich der Film dementsprechend auch die Zeit für die charakterliche Entwicklung von Francis sowie für Francis nahe stehenden Personen seines Umfeldes, auch wenn sie an einigen Stellen ein Stück weit konstruiert bzw. prätentiös wirken.

Wie bereits erwähnt versucht Francis ein neues anständiges Leben zu starten und seine Vergangenheit mit all seinen sündhaften Taten hinter sich zu lassen.
Doch mit dem Verlauf, den Ereignisse und den Entscheidungen, die Francis von Beginn bis zum letzten Fünftel des Filmes trifft, nimmt er vor allem bei vielen Schlüsselmomenten einen abrupten Wandel, der ihn eindeutig auf eine schiefe Bahn lenkt.
Dabei wirken die Entscheidungen, die Francis in den jeweiligen Schlüsselmomenten beschließt wenig begründet und suggerieren den Eindruck, dass trotz aller Anstrengungen, besten und gutwilligen Bestrebungen nach einen anständigen Leben in Francis eine Art böse Seite existiert, die stärker seinem Naturell entspricht.
Dies wird durch seiner Liebespartnerin „Mieze“, die er Laufe des Filmes kennen lernt zwar erwähnt, ist aber in Anbetracht all der zugleich guten Eigenschaften sowie Francis’s Handelns während des Film, wenig begründet und auch nicht ausführlich erläutert.
An dieser Stelle macht sich der Film trotz seiner Laufzeit sehr einfach die Entwicklung des Hauptcharakters in eine bestimmte Richtung zu führen.
Diese erzählerische Schwäche betrifft aber meist „nur“ die Wendepunkte in der Francis beteiligt ist.

Allgemein hat der Film eine beeindruckende Bildsprache.
Dabei ist die Kameraführung meist nahe an allen Charakteren, was im Zusammenspiel mit den ästhetisch hochstilisierten Momenten den Zuschauer die Sichtweisen sowie auch die Gedankenwelt der Charaktere visuell gut veranschaulicht. Wir wissen daher früh die Motive, Standpunkte und die Rollenverteilung aller Charaktere innerhalb der Geschichte.

Fazit

Mit Berin Alexanderplatz ist erkennbar, dass der Regisseur Burhan Qurbani eine klare Vision für seine Neuinterpreation des Romans hatte.
Der Film ist durchweg in seiner Inszenierung sehr stilsicher und hebt sich auch von vielen deutschen Filmen visuell ab.
Es schön zu sehen, dass der deutsche Film in der Lage ist Filme dieser Art zu produzieren.
Auch wenn es einige erzählerische Schwächen in der Charakterentwicklung bei Francis gibt, schafft der Film es auf seine eigene Art und Weise zu unterhalten und den Zuschauer interessiert am Ball zu halten.
Die 183 Minuten fühlen sich in keinster Weise zu lang an.
Es gibt eigentlich keine Momente, in der die Handlung nicht vorangetrieben wird oder langweilig wirken.
Berlin Alexanderplatz ist ein Film bei dem sich der Kinobesuch lohnt.