Nach Black Widow erwartet uns nun der zweite Film der Phase 4 von Marvel Studios.
Dieses mal mit dem ersten komplett neuen Superheld nach der Infinity Saga.
Um was für ein Film es sich bei „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ handelt, erfahrt ihr wie immer in meiner folgenden Review.
Trailer
Plot
Der namensgeben Titelcharakter „Shang-Chi“ (Simu Liu) ist der Sohn des chinesischen Eroberer „Wen Wu“ (Tony Leung), welcher zugleich die Organisation der „Zehn Ringe“ leitet.
Anders als bei anderen Menschen dieser Welt wurde Shang-Chi von der Außerwelt fern gehalten und durchlief in seiner Kindheit unter seinem Vater viele Jahre ein intensives Training im Bereich der Kampfkünste, mit dem Ziel Shang-Chi auf eine Mission vorzubereiten.
Allerdings steht die Mission sowie die Organisation Wen Wus für alles andere als Rechtschaffenheit, sodass Shang-Chi entschließt sich von der Organisation und damit seinem Vater zu fliehen. Selbst zehn Jahre nach der Flucht mit einem neuen Namen (Shaun) und einem neuen Leben holt die Vergangenheit ihn schneller ein als er es sich wünscht. Erneut muss Shang-Chi sich dem Konflikt mit seinem Vater stellen.
Cast
Der Fokus des Casts ist im wesentlichen auf Simu Lui (Shang-Chi), Awkwafina (Katy), Meng’er Zhang (Xialing) und Tony Leung (Wen Wu) gerichte. Simu Liu hatte seinen schauspierischen Durchbruch in Kanada mit der Comedyserie „Kim’s Convenience“. Geboren in China und aufgewachsen in Ontario Kanada verkörpert er den ersten asiatischen Superhelden innerhalb des Marvel Cinematic Universe (MCU). Rapperin und Schauspielerin Awkwafina, die aus Filmen wie „Crazy Rich Asians“ oder „The Farewell“ bekannt ist, verkörpert die beste Freundin Shang Chi’s „Katy“, die sich bereits 10 Jahre kennen.
Sie lernt Shang zunächst als Shaun kennen und erfährt im Laufe des Filmes die wahre Identitäts ihres besten Kumpels.
Hong Kong Legende Tony Leung spielt den Antagonisten „Wen Wu“, einen Kriegsherren der über mehrere Jahrhunderte seiner Eroberungszüge hinter sich hat.
Tony Leung hat die meiste Zeit seiner Karriere in etlichen Filmproduktionen in Hong Kong sowie in China durchlaufen.
Mit ihm entschied sich Marvel Studios für einen im chinesischsprachigen Raum sehr bekannten Schauspieler mit vielen schauspielerischen Facetten.
Pläne die andere Wege nahmen
20 Jahre befand sich „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ in der Entwicklung und findet nun seinen Platz in Phase 4 des MCU. In den ursprünglichen Plänen des Studios’s war Shang-Chi für das eigene filmische Universum angeblich als Bestandteil der Phase 1 angedacht, doch dies ergab sich nicht. Nach Kevin Feige (Präsident von Marvel Studios) zufolge fehlte die richtige Vision für eine Geschichte über einen jungen Mann, dessen Vater einer der größten Bösewichte ist, mit all seinen potenziellen Aspekten, bis das Studio ihr Vertrauen in den Filmemacher Destin Daniel Cretton fand.
Emotional komplexes Familiendrama
Auf dem Regiestuhl sitzt Destin Daniel Cretton, der Filme wie „Just Mercy“, „The Glass Castle“, „Short Term 12“ und „I am Not a Hipster“ als Regisseur inszenierte sowie jeweils die Drehbücher selbst schrieb. Bei fast allen seinen Filmprojekten in denen er mitwirkt, ist er mindestens am kreativen Prozess für das Drehbuchs beteiligt. Seine bisherigen Arbeiten waren im Bereich kleiner Filmproduktionen. Mit Shang-Chi ist es sein erster Blockbusterfilm, in der die Besetzung vorwiegend asiatischer Herkunft ist.
Er beweist dabei erneut, dass er ähnlich wie bei „Just Mercy“ verstanden hat, reale Konflikte einer ethnischen Gruppe zu thematisieren. Hier befasst er sich mit der Auseinandersetzung zwischen Kindern erster Generation chinesischer Immigraten und ihren Eltern, unter anderem mit einem Fokus auf das Gerechtwerden des eigenen Potenzials und den Wünschen der Eltern gegenübern ihrer Kinder. Zugleich wird der Verlust, Kummer über ein Familienmitglied, der daraus resultierende Rückfall sowie die Blindheit darüber wie wichtig es ist als Vater für seine Kinder da zu sein angesprochen. Das Drehbuch liefert Charaktere mit gehaltvollen Hintergründen, dessen emotionale Welt komplex, universell und nachvollziehbare Herausforderungen beinhaltet. Diese komplexe Gefühlswelt verkörpert vor allem Tony Leung als Wen Wu hervorragend. Dies gepaart mit einer Fanatasy Welt sorgt dafür, dass wir keinen nur nach Formel produzierten Blockbuster Film erhalten.
Bei aller Marveltypischen Formularisierung und Action steht das Familiendrama im Vordergrund. Denn diese Origin-Story, bei der eigentlich wenige MCU-Referenzen gezogen werden, ist für sich betrachtet ein sehr alleinstehender Film innerhalb des MCUs. Würde man die typischen Referenzen dem Film entnehmen, wäre es nach wie vor ein Familiendrama mit einer neuen bisher unbekannten Fantasy Welt, die sich organisch in das MCU fügt und darüber hinaus es schafft zu überraschen.
Destin Daniel Cretton entführt uns in eine Welt voller magischen Wesen aus chinesischen Mythologien, das visuell aufgrund des inkonsistenten Greenscreens nicht ausnahmslos mit seiner Fantasywelt „Talon“ überzeugt. Besonders fällt es auf, je weiter die Handlung hin zum Showdown voranschreitet, wirken die Greenscreeens sehr eindimensional.
Anders als bei den Actionszenen der ersten Hälfte des Films, in der Kämpfe auf Wolkenkratzerhöhe in Macau stattfinden.
Auch wenn es dem meisten Zuschauer klar sein sollte, dass solche Szenen ebenfalls vor einen Greenscreen gedreht wurden,
ist die Bedränglichkeit der Lage zu jederzeit einem selbst bewusst, dass ein falscher Schritt oder Bewegung verherende Folgen mit sich bringt.
Die beste Kampfinszenierung des MCUs
Inspiriert vom chinesischen Wushu-Filmgerne setzt der Regisseur auf möglichst lange Kampfchoreographien, bei dem bestmöglichst viel auch von dem Schauspielern selbst praktiziert wird. Sehr überzeugend schafft dies auch Simu Liu, Meng-er Zhang sowie der Konterpart Tony Leung. Für diesen Film wurde ein weltklasse Stundteam beordert, um dem Ansprüchen von wushuinspirierten Kampfchoregraphien gerecht zu werden. Unter ihnen wirkten Andy Meng aus dem ehemaligem Jackie Chan Stunt-Teams sowie die Weltmeisterin in Tai Chi mit.
Man erkennt, dass die Schauspieler während der Produktion genug Zeit erhielten Choreographien für mehrere Wochen zu üben, was schlussendlich eindrucksvoll auf der Leinwand inszeniert wird. Der Einsatz der Zehn Ringe fühlt dabei nie zu übertrieben an, doch spürt man zugleich die Macht und das Gefahrenpotenzial des Trägers Wen Wu sehr gut. Bei allen marveltypischen visuellen Effekten verliert man als Zuschauer jedoch nie die Übersicht. Die Spezialeffekte während den Kampfchoreographien bleibt meist im einem moderaten Rahmen.
Daher kann man sagen, die Actions in Sachen Kamfsequenzen und Choregraphie wohl das Beste ist, was das MCU bisher zu bieten hat. Destin Daniel Cretton versteht es allgemein sehr gut Charakteristiken aus chinesischen Wushu-Filmen und dessen Zauber und Ästhetik während eines Kampfes zu inszenieren, in dem er gekonnt mit Zeitlupen arbeitet. „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ erinnert daher erzählerisch zum Teil an Wuxia-Filmen wie „Hero“ von Zhang Yimou. Aus der narrativen Sicht setzt der Regisseur auf eine Erzählweise mit einigen Zeitsprüngen, die aus Rückblicken bestehen. Das kann für den einen anderen eventuell etwas lückenhaft erscheinen, jedoch sind es sehr flüssige Übergänge, die stets die Aufmerksamkeit und Interesse an der Handlung zu folgen aufrecht erhält.
Fazit
Mit Shang-Chi reiht sich nicht nur ein neuer Superheld und damit auch eine weitere Origin-Story in das Marvel Cinematic Universe ein, sondern liefert eine emotional komplexe Geschichte, in welcher der Familienkonflikt absolut im Vordergrund steht. Der neue Marvel-Flick bestätigt erneut ein hohes Mindestmaß an Unterhaltung, ruht sich aber nicht darauf aus, sondern schafft es zu überraschen. Daniel Destin Cretton jongliert mit vielen Themen, wovon er einige leider nur oberflächlich behandelt und lässt ein wenig Potenzial liegen.
Nichtsdesotrotz verliert er nicht den Fokus für das Familiendrama mit all seinen Facetten und ergründet sehr gut die emotionale Welt seiner Charaktere. Im Rahmen der bisherigen MCU-Filme ist die Action absolut herausragend, neuartig, eindruckvoll und tatsächlich beispielslos. Shang-Chi wird den einen oder anderen eine neue frische Begeisterung für das MCU entfachen, die man vielleicht bei Black Widow vermisste. Das filmische Universum erweitert sich und wird diverser, sodass die Lust auf weitere neue Geschichte wieder geweckt wird.