Mit dem neuen Spionage Thriller „TENET“ startet ein von vielen heiß erwarteter Blockbuster des hochgelobten Regisseurs Christopher Nolan.
Besonders viel Vorfreude ist mit diesem Film verbunden, weil seit März diesen Jahres mit der anhaltenden Pandemie bisher kein weiterer Blockbuster in den Kinos erschien.
Mit dem offiziellen Kinostart (26. August 2020), bekommen Zuschauer außerhalb Amerikas nun als erstes den Film zu sehen.
Ob dieser auch seinen Erwartungen gerecht wird, erfahrt ihr in der folgenden Review.
Plot
Im Auftrag der CIA wird eine Truppe von Agenten zu einer Befreiungsmission gegen einen Terroranschlag in Kiew eingesetzt.
Unter diesen Agenten befindet sich der namenlose Protagonist (John David Washington).
Die Mission verläuft allerdings nicht wie erhofft, sodass der namenlose CIA-Agent in seiner Gefangenschaft sich für seinen Tod entscheidet, anstatt seine Kollegen zu verraten.
Die aus Sicht des Protagonisten fehlgeschlagen Mission entpuppt sich jedoch als ein Test, in der er sich als würdiger Agent für eine Spezialeinheit erweist und dieser beitritt.
Diese Spezialeinheit hat die Aufgabe den 3. Weltkrieg zu verhindern.
In diesem Zusammenhang lernt der Protagonist die Existenz sowie den Gebrauch von invertierten Objekten kennen. Diese Gegenstände sollen mit einer Technik aus der Zukunft hergestellt worden sein. Die Aufgabe des namenlosen Protagonisten selbst ist es nun den Ursprung für die Erschaffung der invertierten Gegenstände zu ergründen.
Sehr großer High Concept Film
Wie kaum einer andere Regisseur befasst sich Christopher Nolan mit Konzepten aus unterschiedlichen Wissenschaften und verwebt seine Ideen und Fragen, die er hat in einem gut strukturierten riesigen Blockbuster Film. Damit verleiht der britische Regisseur oftmals in seinen Filmen eine gewisse Besonderheit bzw. Neuheit und arbeitet seine Ideen in eine klassisch erzählten Handlung ein.
In diesem Fall orientiert sich Nolans Handlungsstruktur an einem klassischen Agenten Spionage Thriller und kombiniert diese mit der Idee der Invertierung der Zeit von Objekten.
Das Thema der Invertierung ist allerdings auf die gesamte Laufzeit von 150 Minuten nichts omnipräsentes.
Vielmehr schreitet der Film mit seinen Figuren von Mission zu Mission, um schrittweise den Geheimnis und Gründe für die Erfindung der Invertierung von Gegenständen aufzudecken.
Wie erwartet, schafft das Skript und die Inszenierung von Nolan fast durchgehend den Zuschauer von Minute für Minute gespannt an der Stange zu halten, riskiert es aber durch die zunächst zurückhaltende Darstellung von Szenen worin Invertierung zum Einsatz kommen könnte, den Zuschauer etwas auf der Strecke zu lassen. Das hat zu Folge, dass der Zuschauer eventuell bei aufgekommenen Details zur Invertierung etwas zu lange sich noch mit seinen eigenen Fragen beschäftigt und damit die Progression der Handlung etwas hinterherläuft.
Mit Eintritt eines bestimmten Abschnittes innerhalb des Filmes wird bei den einen oder anderen Zuschauer womöglich der Fall eintreten, dass man sich vielmehr darauf einstellt den Film ohne großartiges Hinterfragen der Regeln zunächst nur noch auf sich wirken lässt.
Bestmöglich alles mit der Kamera einfangen
Inszenatorisch und Ästhetisch merkt man den Film sofort die Handschrift von Christopher Nolan an.
Auch diesmal hat er sich entschieden auf Film in IMAX zu drehen sowie an Sets Vorort ohne Greenscreens zu drehen.
Bei jeden Action Set Piece ist erkenntlich, dass überwiegend auf praktische Effekte gesetzt wird und wenn CGI überhaupt zum Einsatz kommt, dann auch nur unterstützend.
Allgemein ist es sehr lobenswert, dass Warner Bros. bei der bereits langen bestehenden Arbeitsbeziehung finanziell ein großes Budget zur Verfügung stellt sowie auch kreativ keine gefühlten Einschränkungen vorgab.
Bei Drehorten in 7 unterschiedlichen Ländern, einem Produktionsbudget von ca. 227 Millionen Dollar und einen Drehbuch, dass aus keiner Vorlage entstammt, sondern ein komplett originelles Skript ist, ist TENET in der heutigen Filmlandschaft als Filmprojekt keine Selbstverständlichkeit.
Große Missionen weniger Charakterzeichnung
TENET ist in erster Linie ein sehr ambitionierter und herausfordernder Film, der einige Zuschauern sicherlich mit einigen Fragen zurücklässt.
Der Film gibt mit seinem Plot eine klare Richtung vor und ist in seiner Erzählstruktur übersichtlich.
Allerdings ist der Film in seiner Gänze mit seinen aufgestellten Regeln und Details nicht darauf konzipiert beim ersten mal Schauen komplett verstanden zu werden.
Im Rahmen eines typischen Nolan Films hat TENET durchaus Punkte, die man bemängeln kann, fallen aber nicht wie bei anderen Blockbuster Filmen so stark ins Gewicht. So haben die Charaktere wenig Ecken und Kanten. Der Zuschauer erfährt nicht viel über Hintergründe der Charaktere und deren Motivation.
Es ist nicht so, dass diese überhaupt nicht vorhanden sind. Das Verhältnis zu Nolans bisherigen Filmen ist nur ein anderes und ein Stück weit ungewohnt.
So erfuhr man in Nolans vorherigen Filmen über Rückblicke oder Dialoge vergleichsweise mehr über die Hintergründe und Motivation der relevantesten Figuren.
Nichtsdestotrotz muss hier erneut betont werden, das diese Kritikpunkte immer im Kontext aller Filme von Christopher Nolan zu verstehen gilt.
Fazit
Kann sich TENET als eines der besten Christopher Nolans Filme einordnen?
Ist TENET ein neues Meisterwerk?
Nein, das ist beides nicht der Fall.
TENET ist „nur“ einer seiner schwächeren Filme, der im mittleren Teil vielleicht 5 bis 7 Minuten zu lang ist und womöglich den Zuschauer etwas viel den Kopf verdreht.
TENET wird nach der ersten Sichtung fragende Köpfe hinterlassen, zugleich für viel Gesprächsstoff sorgen, wie es meist bei Nolans Filmen der Fall ist. Des Weiteren muss man sagen, dass der Maßstab für ein Nolan Film nach wie vor immens hoch ist und anders als bei den anderen schnell produzierten, schnell verdaulichen Blockbuster Filmen, Nolans neustes Projekt ein unvergleichbares Filmerlebnis garantiert, der seinen Zuschauern auch etwas zutraut.
TENET ist ein ganz klares MUST SEE.
Es gibt derzeit keinen vergleichbaren Blockbuster Film, der so sehr das große Kinoerlebnis zelebriert, wie Christopher Nolans neustes Werk.