Review: Zack Snyder’s Justice League

Zu diesem Zeitpunkt der Review ist es eine Woche her, dass Zack Snyder’s Justice League in Deutschland auf Sky zu sehen gibt.
Bewusst habe ich hier diese Zeitspanne gewählt, um auch die Eindrücke auf mich wirken zu lassen.
Was ich von der neuen Schnittfassung halte und ob diese auch aus filmkritischer Sicht sich lohnt anzusehen erfährt ihr hier in meiner Review.

Hintergrund zum Director’s Cut

Der Kinorelease der Theaterfassung von Justice League war für den 16. November 2017 angesetzt.
Allerdings wurde im Frühjahr des selben Jahres berichtet, dass Zack Snyder aus familiären Gründen zurücktritt und seinen Film nicht vollenden würde, sodass das Studio Warner Bros. sich entschied den Avengers Regisseur Joss Whedon das Projekt zu übergeben, um den Termin einzuhalten.

Die daraus entstandene Theaterfassung, wurde damals als eine Art irgendwo unterhaltsame, jedoch inhaltlich eher unbefriedigenden Film bei Fans sowie Kritikern bewertet.
Im Rahmen von Gerüchten sowie auch vereinzelten Aussagen aus Interviews von Schauspielern und Insidern innerhalb der Industrie, die enger mit der Produktion zu tun hatten, soll es angeblich einen Synder-Cut mit unfertigen Effekten existieren, welche einigen Vertrauten Menschen gezeigt wurde.

Auf diversen Social Media Plattformen kursierten bei Fans über mehrere Jahre hinweg der Hashtag #ReleaseTheSnyderCut , welcher auch von Schauspielern wie Gal Gadot, Ben Affleck und Jason Momoa in unterschiedlichen Social Media Posts genutzt wurden.
Auch Zack Synder selbst trug viel dazu bei, indem er Bilder sowie Konzeptzeichnungen im Internet teilte, die man als Zuschauer der Theaterversion so bisher nicht gesehen hatte, was die Protestbewegung der Fangemeinde mit dem Wunsch nach dem Director’s Cut, noch mehr befeuerte.

Schlussendlich verkündet Warner Media (damals Warner Bros.) Ende 2019 , dass der Snyder-Cut für der hauseigene Streaming Plattform HBO MAX produziert und von Zack Snyder vollendet werden soll.

Die Handlung

Der Film knüpft unmittelbar nach dem Tod von Superman in Batman v Superman an.
Der Tod von Superman signalisiert Steppenwolf, der als Diener Darkseids Welten erobert, dass die Erde für einen erneuten Eroberungsversuch nun fast schutzlos ausgeliefert ist.

Bruce Wayne ist seit längerem klar, dass der Tod von Superman ein Teil seines Verschuldens ist und begibt sich auf die Mission ein Team von Metahumans zu formen, die gemeinsam die Erde vor einer kommenden Invasion Steppenwolfs schützt.

Ein Superhelden-Epos mit einer Mammutlaufzeit

Zack Snyder’s Justice League hat eine Laufzeit von 232 Minuten und ist in sieben Kapiteln aufgeteilt.
Diese ist im Vergleich zur Theaterfassung 112 Minuten länger und könnte suggerieren, dass inhaltlich eine etwas andere Gesichte erzählt wird, als es die Theaterfassung vor vier Jahren tat.

Das ist nicht der Fall. Viel mehr wird hier das nicht genutzte Filmmaterial aus dem Schnittraum genutzt, um Charaktere besser einzuführen sowie die gesamte Story Arc auch kohärenter zu erzählen.

Dabei nimmt sich Snyder bewusst die Zeit und Ruhe, die Nachwelt nach Supermans Tod aus unterschiedlichen Sichten zu zeigen. Unter anderem durch Lois Lane, dessen Leben selbst irgendwie zu einem Stillstand gekommen ist, seitdem Clark Kent in der Schlacht gegen Doomsday gefallen ist.
Der neue Fassung gelingt es allgemein die Abwesenheit und die damit einhergehenden Trauer der Welt um Superman atmosphärisch präsenter zu inszenieren.

Einer der größeres Gewinner dieser Fassung ist auch der Charakter Cyborg, dessen Hintergrundgeschichte nun wesentlich mehr unterfüttert ist, sodass die Motivation, Aufgabe sowie seine Relevanz für dem gesamten Film mehr Gewicht erhält.

Allgemein lässt sich hier sagen, dass nahezu alle Charaktere mehr Zeit für ihre Einführung und Entwicklung erhalten,
auch wenn nicht jede Szene für gesamte Arc immer relevant erscheint.
Zack Snyder’s Justice League gegriffene sogar Szenen aus seinem Vorgänger (Batman v Superman) auf und ergänzt diese um weitere Szenen.
Der Director’s Cut ist daher als wesentlicher Puzzle Teil zu betrachten, der die Vision Zack Snyders noch mehr verdeutlicht und zum Ende auch richtungsweisend ist, welche Geschichte nach Justice League ursprünglich geplant war.

Ungewohnt und auch unerwartet, ändert diese Fassung ein Stück Weit die Sichtweise auf die Szenen aus Batman v Superman, die bei einigen Zuschauern einige Fragezeichen hinterließen.

Storytelling und Bildsprache

Allerdings sind einige Storytellingaspekte, sofern man die visuell sehr anschaulichen Szenen keine große Beachtung schenkt plump erzählt.

Grundsätzlich zeigte Zack Synder in Sachen Storytelling nicht immer die bester Figur.
Nicht selten traf die Aussage „Style over suvstance“ bei den letzten DC Filmen unter seiner Regie des Öfteren zu.
Nicht umsonst hat er zwar sich für diesen Film den Oscarpreisträger Chris Terrio als Drehbuchautor geholt um Dialoge sowie Übergänge für den gesamten Erzählstrang schreiben zu lassen.
Und das ist auch nicht nur im Vergleich zur Theaterfassung, sondern gegenüber zum Vorgänger Batman v Superman wesentlich besser gelungen.
Nichtsdestotrotz ist und bleibt das Storytelling weiterhin das Kryponit bei Zack Synders Filmen, auch wenn dies in diesem Film bei weitem nicht so sehr auffällt.

Über die visuellen Bildsprache gibt es wenig zu meckern, da Synder schon immer eine Bildsprache hatte die brachial und bildgewaltig war.
So sind Zeitlupen auch dieses mal Bestandteil seiner Inszenierung und auch die Action gut angereichert mit Effekten.
Nicht unerheblich auch die wieder stark entsättigte Farben, welche über weite Strecken die Stimmung der Nachwelt ohne Superman atmosphärisch untermalt sowie den Ernst der Lage beschreibt.

Diese neue Schnittfassung wurde ursprünglich für das IMAX Format konzipiert, was ein Bildverhältnis von etwa 4:3 hat.
Für den Home Release und in heutigen Zeiten ein sehr ungewohntes Format.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein 4:3 Format in einem IMAX Kino in keiner Weise stört, da der Saal komplett abgedunkelt ist und das Bild auf einer schieren IMAX Leinwand immersiv ist und damit eine andere Wirkung erreicht als es bei einem Heimfernseher möglich ist.

Trailer

Fazit

Die neue Fassung und damit ursprünglichen Vision von Zack Snyder ist im Vergleich zur Fassung von vor vier Jahren wesentlich runder, auserzählter, zusammenhängender und damit sehenswert.
Der Film in dieser Form ist nicht unbedingt für den normalen Zuschauer konzipiert.
Dieser Film wird daher am meisten den Leuten ansprechen, die zum einem tief in der Comicwelt unterwegs sind sowie Anhänger der Vision Zack Synders sind.

Daher ist der Film nicht den Leuten zu empfehlen, die generell ein Problem mit der Interpretation und das Verständnis für bestimmte Charaktere von Synders Vision und Version haben.