Nach „The Witch“ und “ The Lighthouse“ versucht sich Robert Eggert gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller sowie ausführenden Produzenten Alexander Skarsgård an einer Wikingergeschichte für große Leinwand, die es in Sachen Bildsprache in sich hat. Ob der sogenannte Rachepos tatsächlich auch so epochal ist verrate ich euch in der folgenden Review.
Trailer
Plot
Der seit langer Zeit reisende Wikingerkönig Aurvandil (Ethan Hawk) kehrt zurück zu seinem Königreich, in der sein Sohn Amleth (Alexander Skarsgård) voller Freude auf ihn wartet. Doch die Freude hält nicht lange an. Denn am Tag danach ermordet Fjölnir seinen Bruder Aurvandil den Wikingerkönig vor den Augen von Amleth. Amleth hat sich an dem Tage geschworen, seinen Vater zu rächen, seine Mutter zu retten und sein Königreich wieder zurück zu erobern.
Eine BildGEWALT, die in einer anderen Zeit versetzt
Wenn man sich fragt wie ein möglicher Aspekt des Wikingerlebens 895 n. Chr. aussehen könnte, wird „THE NORTHMAN“ sicherlich mindestens bei einigen die Vorstellung darüber festigen oder zumindest das Gefühl geben, dass das Wikingerlebens zu einem gewissen Zeitabschnitt so hätte aussehen können.
Der neue Rache-Flick von Robert Eggers ist ein aufwendig produzierter Film, bei dem die Investition auf nahezu komplett realen Drehorten zu setzen sich vollkommen lohnt. Die großen Landschaftsbilder und langen Kameraeinstellungen in der die Figuren agieren und reagieren, tragen viel zur Immersion des Filmes bei. Die gesamte Welt die sich Robert Eggers mit seinem Co-Autor Sjón recherchiert und geschrieben haben, wirkt im Zusammenspiel mit dem Lebensstil, Bräuchen, zwischenmenschlichen Umgang und den allgemein übermenschlichen Aspekten der nordischen Mythologie stets authentisch. Buchstäblich kann man den Film mit all dem Dreck und nomaden Lebensstil riechen, schmecken und teils auch fühlen. Die Handlung selbst ist in den ersten zehn Minuten erzählerisch schnell und interpretationsfrei etabliert, sodass man als Zuschauer eigentlich sich auf die einzelnen Eroberungschritte von Amleths Mission interessiert zuschaut. Entsprechend ist auch die Handlung sehr stringend erzählt, sodass man zu Beginn weiß, worauf man sich einlässt und keine falschen Erwartungen geweckt werden.
Wie erwähnt lebt die Inszenierung sehr von der Bildsprache und der Umgebung der realen Drehorte. Im Zusammenspiel mit den teils brutal inszenierten Schlachten und der rohen Härte, besitzt der Film eine hohe Immersionswirkung und damit auch immer wieder eine Sogwirkungen, die den Zuschauer, in diese Wikingerwelt hineinzieht, sofern man sich auch darauf einlässt. Sicher fühlen sich einige Entscheidungen und Verhaltenweisen weniger Charaktere im manchen Szenen eventuell etwas trivial oder sogar primitiv an, jedoch zahlt das auch auf die Authentizität der Welt ein, in der die Figuren nun mal leben. Auch wenn es sich um einen Rachefilm handelt, fokussiert sich Robert Eggert nicht nur auf seine Kämpfe mit langen aufwendig gedrehten Kamereinstellungen. Auch Beziehungen zwischen den Charakteren, erhalten hier ihren Anteil bei einer Laufzeit von 137 Minuten. Zwar ist es nie mit einer Tiefe, die dem Zuschauer viel Einblick über die Charaktere und deren Hintergründe oder Movitation viel verrät, aber ausreichend um eine einfache Bindung zu den Charakteren zu erhalten und bei dem man investiert blieben.
Schauspielerisch wirken nur sehr wenige Szenen zu Beginn etwas sehr übertrieben gespielt von wenigen Schauspielern was einem Theaterschauspiel sehr ähnelt. Negativ fällt dies aber nicht ins Gewicht, da im Anbetracht der Zeitepose es durchaus akkurat wirkt. Die Besetzung ist mit Alexander Skarsgård, Nicole Kidman als Köngin Gudrún, Anya Taylor-Joy als Olga mit Schauspielern besetzt, die sehr wandelbar sind. Verwunderlich ist nur, dass ein Willem Dafoe als den Schamanen Heimir erstaunlich wenig Screentime zugeschrieben wurde.
Fazit
„THE NORTHMAN“ von Robert Eggert überzeugt in erster Linie durch die Bildsprache und der Inszenierung. Als Zuschauer merkt man, dass viel Zeit und Geld investiert wurde, um Sets authentisch wirken zu lassen sowie auch der Aufwand auf sich genommen wurden an echten Orten in Island zu drehen. Alexander Skarsgård überzeugt mit seiner brachialen Physis sowie mit seinem Schauspiel. Auch wenn man die eine oder anderen Szene mit seinem animalischen Verhalten primitiv und auch etwas unfreiwillig komisch wirken, weiß man als Zuschauer, um welche Art der Narrative es sich schlussendlich handelt, wenn man sich auf die Welt von Robert Eggert einlässt. Mehr als ein Rache-Flick will „THE NORTHMAN“ mit seinen fantasievollen Aspekten der nordischen Mythologie nicht sein und versucht auch keine großartige metahporische Message im Film zu einzubetten. Mit seiner Geradlinigkeit und quasi „Einfachheit“ überzeugt er auch jeden, der Lust auf eine nordische Geschichte haben will. Durchaus hätte es dem Film auch gut getant vielleicht zehn Minuten weniger lang zu sein. Insgesamt ist handelt sich um einen bildlich eindrucksvollen Film mit einer sehr persönlichen Geschichte aus Sicht der Protagonisten, der wenig überrascht aber schön anzusehen ist.